Es
täuscht nicht: Das Friedenswerk ist fertig. Gestern war gar nichts zu melden,
und heute Dienstag wird nicht mal mehr Konferenz gehalten. Um ein Uhr mittags
verlässt der Diener, der bei Graf von Goëss jeweils die Tafel deckt, mit der
letzten Post die Stadt Baden als Extrakurier nach Wien. Bei sich im Gepäck: das
versiegelte Instrumentum pacis, also der lateinische abgefasste Friedensvertrag,
adressiert an Prinz Eugen von Savoyen (51). Der in Frankreich aufgewachsene
Hochadlige und ruhmreiche Feldherr im Dienst des Kaisers sitzt im Zentrum der
kaiserlichen Politik; er präsidiert den Hofkriegsrat und die Geheime
Staatskonferenz. Er wird das Friedenswerk vom Kurier entgegennehmen und Ihrer
Kaiserlichen Majestät überreichen. Der Kaiser wird, so ist zu erwarten, danach
Prinz Eugen die Order erteilen, nach Baden abzureisen und dort den Vertrag zu
unterzeichnen. Man hofft auf die Ankunft von Prinz Eugen zu Ende des Monats
August.
Bis
dahin ist Warten angesagt, und Warten kann man am besten, wenn man sich gut
unterhält. So lädt der jugendliche Gesandte des Papstes, Domenico Passionei
(32), heute du Luc und andere Gesandte zum Mittagsmahl ins Kloster Wettingen
ein, während bei von Goëss im Wilden Mann ein anderes Bankett stattfindet.