7.8.14

Der Friedensvertrag auf der Post nach Wien

Es täuscht nicht: Das Friedenswerk ist fertig. Gestern war gar nichts zu melden, und heute Dienstag wird nicht mal mehr Konferenz gehalten. Um ein Uhr mittags verlässt der Diener, der bei Graf von Goëss jeweils die Tafel deckt, mit der letzten Post die Stadt Baden als Extrakurier nach Wien. Bei sich im Gepäck: das versiegelte Instrumentum pacis, also der lateinische abgefasste Friedensvertrag, adressiert an Prinz Eugen von Savoyen (51). Der in Frankreich aufgewachsene Hochadlige und ruhmreiche Feldherr im Dienst des Kaisers sitzt im Zentrum der kaiserlichen Politik; er präsidiert den Hofkriegsrat und die Geheime Staatskonferenz. Er wird das Friedenswerk vom Kurier entgegennehmen und Ihrer Kaiserlichen Majestät überreichen. Der Kaiser wird, so ist zu erwarten, danach Prinz Eugen die Order erteilen, nach Baden abzureisen und dort den Vertrag zu unterzeichnen. Man hofft auf die Ankunft von Prinz Eugen zu Ende des Monats August.

Bis dahin ist Warten angesagt, und Warten kann man am besten, wenn man sich gut unterhält. So lädt der jugendliche Gesandte des Papstes, Domenico Passionei (32), heute du Luc und andere Gesandte zum Mittagsmahl ins Kloster Wettingen ein, während bei von Goëss im Wilden Mann ein anderes Bankett stattfindet.