Die Franzosen

Marschall de Villars
Claude-Louis-Hector Maréchal-Duc de Villars (61) ist der Gegenspieler Prinz Eugens und unterzeichnet für den französischen König den Frieden von Baden. Der Sohn eines burgundischen Marquis hat eine militärische Karriere durchlaufen und während des Kriegs den Marschalls- und den Herzogstitel erhalten, ja er ist als «Retter Frankreichs» gerühmt worden. Obwohl er sich an Rang und Grösse ebenbürtig fühlt, ist de Villars gegenüber Prinz Eugen, dem Fürsten von Geblüt, damit nur ein Parvenu, ein Emporkömmling. De Villars ist darauf bedacht, nicht vor Prinz Eugen in Baden eintreffen und auf diesen warten zu müssen. Der liebenswürdige Prinz steht über solchen Spielchen und gibt nach.

du Luc
Charles-François de Vintimille, Comte du Luc (61) ist der erste Bevollmächtigte des französischen Königs Ludwig XIV. Er stammt aus einem alten und vornehmen Geschlecht aus der Provence. Als Offizier hat er im Alter von 24 Jahren in einer Schlacht seinen rechten Arm verloren. Seit 14 Jahren ist er verwitwet, und seit sechs Jahren ist er französischer Botschafter in der Schweiz mit Sitz in Solothurn. Schon dort ist er durch seine verschwenderische Repräsentation aufgefallen. Aus dem sinkenden Ertrag seiner provenzalischen Familiengüter bessert er auf, was der französische Staat bezahlt. In Baden übertrifft er sich noch und lädt sich eine grosse Schuldenlast auf. Du Luc gilt in der Eidgenossenschaft als doppelzüngig. Mit dabei in Baden ist du Lucs einziger Sohn Gaspard-Madelon-Hubert (27). Marquis du Luc, eben der Sohn, ist Oberst und begibt sich während des Kongresses nach Paris, um zu heiraten. Vater du Luc hat sich frühzeitig die beste Residenz gesichert: das Haus der bernischen Tagsatzungsgesandten, genannt Bernerhaus, an der Weiten Gasse.

Saint-Contest
Dominique-Claude Barberie, Seigneur de Saint-Contest (46) ist zweiter Bevollmächtigter Frankreichs. Er entstammt einer Adelsfamilie aus der Normandie und ist im Verwaltungs- und diplomatischen Dienst aufgestiegen. Saint-Contest ist mit du Luc freundschaftlich verbunden, seit er die Heirat des jungen Marquis du Luc eingefädelt hat. Der beleibte Seigneur ist ein ruhiger, sachlicher Typ, ein guter Menschenkenner und ein talentierter Diplomat, der den etwas sprunghaften du Luc gut ergänzt. An Gastfreundschaft steht er du Luc nicht nach. Er residiert mit seiner Gemahlin, Madame de Martinville, im Paradies am Cordulaplatz.


du Theil
Jean-Gabriel de la Porte, Sieur du Theil (31) ist Sekretär der französischen Delegation. Er ist der Profidiplomat unter den Franzosen. Seit 1706 ist er im französischen Aussenministerium tätig. Wie sein österreichischer Kollege hat er schon am Friedenskongress in Utrecht teilgenommen.


Quellen: Stücheli, Friede von Baden, 27-29 und 157-165; Stadtarchiv Baden, Tagebuch Dorer.

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