Heute
ist keine Konferenz gehalten worden. Wie man erfährt, ist der Friedensvertrag
schon weit fortgeschritten. Man unterhält sich nur noch über einige umstrittene
Artikel, in denen man aber auch bald Einigkeit zu erzielen hofft. Künftig will
man nur noch dienstags, donnerstags und samstags konferieren.
Während
die katholischen Kaiserlichen demonstrativ ein grosses Mittagessen halten –
Graf von Trauttmansdorff ist dafür extra aus Waldshut nach Baden gekommen – spielt
sich etwas ab, was für Baden gleichzeitig neu und provokativ ist: In der neuen
reformierten Kirche wird die erste Predigt gehalten.
Nach
erfolgreicher Belagerung haben 1712 die reformierten Zürcher und Berner den
Stolz der Stadt Baden zerstört: die 50 Jahre zuvor mit enormen Kosten ausgebaute
Festung Stein und andere Bestandteile der Stadtbefestigung. Aus dem gewonnenen
Baumaterial lassen die Reformierten zwischen Stadt und Bädern ein neues
Wahrzeichen bauen: eine reformierte Kirche. Neben dem Landvogt und dem
reformierten Teil der Kurgäste wohnen bislang keine Reformierten in Baden.
Die
Kirche kann nun also während des Kongresses eingeweiht werden. Der ersten
Predigt wohnen nicht nur zahlreiche hierfür angereiste Zürcher und Berner und neugläubige
Badegäste bei, sondern auch einige protestantische Gesandte, etwa jene von
Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt.
Zudem
findet heute der Wechsel in der Landvogtei statt: Der Zürcher Johann Rudolf Waser (48) reitet in Baden ein, ohne Pomp und ohne grosses Gefolge, wie es früher üblich
war. Er löst den Berner Hieronymus Thormann ab und zieht mit seiner Familie im
Landvogteischloss ein.