1.7.14

Die erste reformierte Predigt im katholischen Baden

Heute ist keine Konferenz gehalten worden. Wie man erfährt, ist der Friedensvertrag schon weit fortgeschritten. Man unterhält sich nur noch über einige umstrittene Artikel, in denen man aber auch bald Einigkeit zu erzielen hofft. Künftig will man nur noch dienstags, donnerstags und samstags konferieren.

Während die katholischen Kaiserlichen demonstrativ ein grosses Mittagessen halten – Graf von Trauttmansdorff ist dafür extra aus Waldshut nach Baden gekommen – spielt sich etwas ab, was für Baden gleichzeitig neu und provokativ ist: In der neuen reformierten Kirche wird die erste Predigt gehalten.
Nach erfolgreicher Belagerung haben 1712 die reformierten Zürcher und Berner den Stolz der Stadt Baden zerstört: die 50 Jahre zuvor mit enormen Kosten ausgebaute Festung Stein und andere Bestandteile der Stadtbefestigung. Aus dem gewonnenen Baumaterial lassen die Reformierten zwischen Stadt und Bädern ein neues Wahrzeichen bauen: eine reformierte Kirche. Neben dem Landvogt und dem reformierten Teil der Kurgäste wohnen bislang keine Reformierten in Baden.
Die Kirche kann nun also während des Kongresses eingeweiht werden. Der ersten Predigt wohnen nicht nur zahlreiche hierfür angereiste Zürcher und Berner und neugläubige Badegäste bei, sondern auch einige protestantische Gesandte, etwa jene von Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt.

Zudem findet heute der Wechsel in der Landvogtei statt: Der Zürcher Johann Rudolf Waser (48) reitet in Baden ein, ohne Pomp und ohne grosses Gefolge, wie es früher üblich war. Er löst den Berner Hieronymus Thormann ab und zieht mit seiner Familie im Landvogteischloss ein.