Wiederum
treffen sich die vier Hauptbevollmächtigten mit ihren Geheimsekretären um neun
Uhr auf dem Rathaus, wonach um elf Uhr die Kaiserlichen in der Stadtkirche der
heiligen Messe beiwohnen. Abends um sieben fahren die Damen Saint-Contest und Bergomi
sowie der Prince dʼAuvergne in zwei Karrossen in die Bäder. Die kaiserlichen
Exzellenzen von Goëss und von Seilern folgen zu Fuss, bleiben aber nur etwa
eine halbe Stunde. Kommt beim Spazieren kein echtes Gespräch zustande oder ist
schlechtes Wetter?
Erleben Sie den Friedenskongress Tag für Tag. Der Badener Caspar Joseph Dorer führt für Sie Tagebuch.
30.6.14
29.6.14
Der neue Wagen wiederum von den Frauen verschmäht
Heute
Freitag ist das Fest der Heiligen Petrus und Paulus und deswegen keine
Konferenz. Von Goëss feiert seinen Namenstag und lädt die Hauptbevollmächtigten
und den gestern eingetroffenen Abbé Henri-Oswald (43), Prince d’Auvergne, den Dompropst zu Strassburg,
zum Mittagessen ein.
Es
scheint, als wollten die Damen einfach nicht in von Seilerns neuen Wagen einsteigen:
Bei der abendlichen Spazierfahrt sitzen sie – Saint-Contest, Martinville und
Bergomi – alle in du Lucs Kutsche, während von Seilern im eigenen, fast leeren Wagen
hinterher fährt. Beide Kutschen sind mit je sechs Rappen bespannt.
Wiederum
sind zwei Gesandte angekommen: der Botschafter des Bistums Speyer und der
schwedische Gesandte. Letzterer ist einer der wenigen Diplomaten, die nicht in
der Stadt, sondern in den knapp einen Kilometer entfernten Grossen Bädern
logieren: Georg Bernhard Freiherr von Engelbrecht (56) stammt aus dem
schwedisch-vorpommerschen Greifswald und nimmt im Hinterhof Quartier.
28.6.14
Von Seilerns neuer Wagen bleibt leer
Neben
der üblichen Morgenkonferenz ist heute wenig los. Abends verfügt sich
Saint-Contest mit seinem ganzen Hofstaat nach den Grossen Bädern, von Goëss und
von Seilern kommen mit ihrem Gefolge nach. Mit du Lucs Wagen, bespannt mit
sechs Rappen, lassen sich Madame de Saint-Contest und Madame de Bergomi, die
Frau des Botschafters von Modena, ebenfalls in die Bäder hinunterfahren. Von
Seilern hat seinen neuen Wagen auch angeboten, aber die Damen haben ihn beim
Hinunter- und ebenso beim Hinauffahren einfach stehen lassen.
27.6.14
Neues Terrain zum Spazieren erkundet
Im
Anschluss an die übliche Konferenz auf dem Rathaus ist wiederum eine Reihe von
Botschaftern deutscher Kleinstaaten bei von Seilern zur Tafel eingeladen.
Nachmittags macht der Weihbischof von Basel bei den kaiserlichen
Bevollmächtigten seinen diplomatischen Antrittsbesuch.
Abends
nach sieben Uhr vergnügen sich die Hauptfiguren des Kongresslebens an einem
neuen Ort: auf einer Wiese zwischen dem Kapuzinerkloster und der Limmat, im
Gebiet Pfaffechappe. Die vier hohen kaiserlichen und königlichen
Bevollmächtigten sind dabei, Madame de Saint-Contest und Madame de Martinville,
die beiden kurfürstlichen Gesandten von Köln und Bayern, der lothringische
Gesandte und der Gesandte des Deutschen Ordens, der bereits betagte Freiherr von
Falckenstein (84).
26.6.14
Der neue Wagen bleibt in der Garage
Nach
der Konferenz lädt Saint-Contest die vier Hauptbevollmächtigten zu Tisch. Auf
den Abend ist eine Spazierfahrt angesagt. Von Seilern würde zu gern seinen
neuen Wagen den französischen Damen vorführen und hat ihn schon anspannen
lassen. Doch die Spazierfahrt wird aus unbekannten Gründen abgesagt.
Der
Weihbischof und Domdekan des Domstifts Basel trifft als Gesandter in Baden ein.
Er nimmt im Pfarrhaus Quartier.
25.6.14
Der Stifter der Nepomuk-Statue auf Kurzvisite
Nach
Konferenz und Messe lädt von Seilern heute eine sehr gemischte Gesellschaft zu
Tisch: den Gesandten von Hessen-Kassel, einen Jesuit aus Strassburg, den in
wenigen Tagen abtretenden Landvogt Hieronymus Thormann und den Badener Schultheissen
Kaspar Ludwig Schnorff.
Franz
Ehrenreich Graf von Trauttmansdorff (52), der langjährige kaiserliche
Botschafter bei der eidgenössischen Tagsatzung, kommt von Waldshut her in Baden
an, und zwar auf dem Wasserweg. Bei der Linde hinter dem Hinterhof, wo abends
jeweils spaziert wird, legt er an. Von Seilern lässt ihn in einer mit sechs
Rappen bespannten Kutsche dort abholen. Von Trauttmansdorff isst bei von Goëss
zu Mittag. Gegen Abend fährt er wieder zu Wasser nach Waldshut ab.
Trauttmansdorff ist der Stadt Baden sehr verbunden: Er hat ihr 1707 die
Sandsteinstatue des Heiligen Nepomuk geschenkt, die bei der hölzernen Brücke
aufgestellt ist.
24.6.14
Köstliche Düfte rund um den Cordulaplatz
Am
heutigen Sonntag, dem Festtag Johannes des Täufers, ist keine Konferenz.
Mittags lädt der französische Bevollmächtigte Saint-Contest zu einem herrlichen
Mittagsmahl: 14 Speisen werden in den Kochlokalitäten zubereitet, die rund um
das «Paradies», die Residenz des Franzosen, eingerichtet worden sind. Im
Festsaal schwelgen die Gesandten von Köln, Bayern, Lothringen und
Hessen-Darmstadt neben weiteren Personen aus ihrem Gefolge von eins bis fünf
Uhr.
Der
Gesandte von Lothringen hat einige Badener als Bedienstete angestellt. Sie
dürfen heute erstmals die neue, mit Silberschnüren reichlich besetzte Dieneruniform anziehen.
Ein
weiterer Gesandter trifft ein: Graf von Bergomi, Gesandter von Modena. Mit
seiner Ehefrau bezieht er das Haus zum Babylonischen Turm an der Rathausgasse,
direkt neben dem Roten Turm.
23.6.14
Alles deutet auf einen guten Verlauf hin
Aus
dem Fortgang der Konferenz schliesst der Beobachter, dass alles seinen guten
Fortgang nimmt. Welche Informationen oder Gerüchte stehen ihm hierzu wohl zur
Verfügung?
Wiederum
kommt ein Gesandter an: Der Baron von Wansoule, Domherr in Lüttich und
Botschafter seines Domstifts nimmt Quartier im «Löwen», an der Ecke von Weiter
Gasse und Rathausgasse.
22.6.14
Im Kongresstrott: Konferenz, heilige Messe, dann das leibliche Vergnügen
Alles
verläuft in normalen Bahnen: Um neun ist Konferenz auf dem Rathaus, danach
nehmen die Kaiserlichen in der Stadtkirche an der Messe teil, wie fast jeden
Tag.
Zu
Mittag essen bei von Seilern der Gesandte der Kurfürsten von Trier, der
Botschafter der Republik Genua und ein ungenannter Jesuit. Auch in den anderen
Residenzen werden Gäste zu Tisch gewesen sein.
21.6.14
Der betagte Abt von Einsiedeln zu Besuch
Um
neun ist wieder Konferenz auf dem Rathaus. Der Abt von Einsiedeln ist heute zu
Besuch. Er macht den kaiserlichen und französischen Botschaftern nacheinander die
Visite. Maurus von Roll stammt aus solothurnischem Patriziat und ist der
Erbauer der neuen Klosteranlage von Einsiedeln. 1702 hat er seinen Konvent beschliessen
lassen, den Bau der gewaltigen Anlage zu wagen. Nun ist sie zu zwei Dritteln
fertig. Mit dem Kirchenbau ist allerdings noch nicht begonnen worden.
Von
Roll (61) ist zwar gleich alt wie du Luc, aber bei weitaus schlechterer
Gesundheit. Es werden seine letzten Lebenswochen sein; am 29. August 1714 wird
er das Zeitliche segnen. Graf von Seilern trägt dem hohen Alter seines Gasts Rechnung,
indem er den Abt nicht zwei Stiegen hinaufsteigen lässt, sondern ihn bereits
oberhalb der ersten empfängt.
20.6.14
Die Post als tagesfüllendes Ereignis
Wiederum
ist Mittwoch, und die Konferenz fällt aus, weil die Gesandtschaften ihre Herren per
Post informieren müssen. Die Expedition der Post ist ein Ereignis. Der
kölnische Geandte, so erfährt man, hat einen Kurier nach Valenciennes
abgeschickt. Wie sollen wir das deuten? Und überhaupt: Warum weiss das der Badener Tagebuchschreiber?
19.6.14
Saint-Contest verkatert?
Nicht
der Geburtstag feiernde du Luc hat gestern über die Stränge geschlagen, nein,
Saint-Contest ist heute unpässlich. Die Konferenz ist deshalb heute abgesagt.
Von Goëss und von Seilern nutzen die Zeit, in der Kapuzinerkirche der Messe
beizuwohnen. Nachdem die Kaiserlichen immer in der Stadtkirche die Messe
besucht haben und die Franzosen bei den Herren Kapuzinern, kann das als Akt der
Annäherung verstanden werden.
Nachmittags
um drei lassen sich die Damen de Saint-Contest und Martinville zu ihrer
Exzellenz von Goëss und danach zu von Seilern tragen, denen sie eine Visite
geben.
18.6.14
Geburtstagsfeier mit Apéro riche im Stadttheater
Von
der üblichen Konferenz um neun auf dem Rathaus will ich nicht berichten, weiss
eh nichts darüber. Heute erfährt die Stadt, dass du Luc Geburtstag hat. Und wie
er das feiert! Zu Mittag ist die Crème de la Crème bei ihm zum Mahl eingeladen,
und nach der Tafel, um fünf Uhr, begibt sich die hohe Gesellschaft, zusammen
mit anderen Gesandten, ins Schützenhaus auf der Schanze vor dem Bruggertor –
man wird den Ort später Theaterplatz nennen, weil das Schützenhaus gleichzeitig
das Stadttheater ist. Eine Komödie lässt du Luc hier aufführen, und jedermann
darf gratis zuschauen. Fremde köstliche Weine, Kaffee und Tee und andere
Getränke stehen für die Gäste bereit. Ein «Apéro riche» quasi. Und der erste
seiner Art in der Bäderstadt, könnte man vermuten.
17.6.14
Im Kräutergarten wird Kurköln restituiert
Heute
Sonntag bewirtet der Gesandte des Kurfürsten von Köln, Baron Karg, in seinem
Logement im Schwarzen Bären neben dem Stadtturm alle vier Spitzenbotschafter.
Madame de Saint-Contest und Madame de Martinville lassen sich in zwei
Tragsesseln vom Paradies herüberbringen. Die Mahlzeit fängt um 12 Uhr an und
dauert bis gegen 17 Uhr. Der kölnische Botschafter hat allen Grund, die
Bevollmächtigten gut zu behandeln: Es geht um nichts weniger als die
Wiedererlangung aller Rechte des Kurfürsten von Köln.
Das
Kapuzinerkloster, wo anfänglich nur die Franzosen zur Messe gingen und im
Garten lustwandelten, mausert sich zum Ort gemeinsamer informeller Gespräche: Nach
der schweren Mahlzeit wandeln die vier kaiserlichen und französischen
Ambassadoren im Kapuzinergarten und halten eine lange geheime Unterredung. Wird
hier Kurkölns Schicksal besiegelt?
16.6.14
Im Tragsessel zum Rathaus
Die
Vorbesprechung der Delegationen um acht Uhr wird offenbar zur Regel. Und die
Tragsessel werden wieder hervorgeholt: Du Luc geht so seinen Gichtschmerzen aus
dem Weg, und Saint-Contest findet Gefallen an den beiden kostbaren Tragsesseln,
die seine Frau mitgebracht hat: inwendig mit breiten Goldborten verziert,
aussen reichlich vergoldet und mit kostbaren Malereien versehen. Man munkelt,
diese Tragsessel hätten dem Dauphin und Madame la Dauphine gedient und seien
nach dem Ableben ihrer königlichen Majestät dem Seigneur de Saint-Contest geschenkt
worden, um bei dieser Gesandtschaft verwendet zu werden.
15.6.14
Mischen sich nun die Frauen ein?
Am
Vorabend im Kapuzinergarten müssen geheime Sachen diskutiert worden sein. Schon
um acht Uhr morgens besprechen sich die Kaiserlichen und die Franzosen getrennt
unter sich, bevor sie um neun mit der Gegenpartei auf dem Rathaus
zusammentreffen.
Wollen
Sie noch wissen, wer mit wem zu Mittag isst? Wir erfahren das ohnehin nur von
den Kaiserlichen; das französische Speisezimmer bleibt dem Tagebuchschreiber
wie so oft verborgen.
Von
Seilern besucht abends um sechs die gestern angekommene Madame de Saint-Contest.
Danach fahren Seilern und der Seigneur de Saint-Contest in die Bäder. Zwei
Damen folgen den Botschaftern in separater Kutsche, und bis gegen neun Uhr
unterhält man sich in den Bädern unter der Linde. Ist das reiner Smalltalk oder
muss man davon ausgehen, dass nun die Damen einen gewissen Einfluss auf die
Friedensgespräche nehmen?
Es
kommt zum späten Diner bei du Luc. Erst um 23 Uhr geht es für die Kaiserlichen nach
Hause. Französische Offiziere begleiten sie, und zwölf Lakaien leuchten mit
Windlichtern durch die stockdunkle Stadt – wie aufmerksam vom Gastgeber!
14.6.14
Verhandlungen geheim, Repräsentation öffentlich
Über
die Verhandlungen erfährt die Öffentlichkeit nichts. Heute sind die hohen
Herren Bevollmächtigten morgens das sechste Mal zu Gesprächen im Rathaus. Aus
der relativ guten Harmonie und dem unausgesetzten Fleiss der Botschafter kann
man nur schliessen, dass der Friede auf gutem Weg ist.
Was
sonst passiert in Baden, das ist darauf angelegt, öffentlich bekannt zu werden:
der Pomp, mit dem heute Graf von Goëss verschiedene neu eingetroffene
Botschafter zur Mittagstafel einlädt. Der Aufwand, mit dem Offiziere,
Bedienstete, Pferde und Kutschen der ankommenden Frau des Seigneur de
Saint-Contest entgegengeschickt werden. Die Nachmittagsvisite von du Luc bei
von Goëss. Und schliesslich der erste gemeinsame Abendspaziergang der
kaiserlichen und französischen Botschafter im Garten des Kapuzinerklosters!
13.6.14
Die Post hat Priorität
Heute
Mittwoch finden keine Verhandlungen auf dem Rathaus statt. Als Grund wird
angegeben, die deutsche Delegation habe sich um die Berichterstattung an den Kaiser kümmern müssen. Die kaiserliche Post ist denn auch heute nach Wien
abgegangen.
Allerorten
finden Höflichkeitsbesuche, Gespräche und offizielle Essen statt. Heute etwa war
bei Graf von Seilern der Propst des Klosters Wettingen nebst anderen Herren zu
Mittag.
12.6.14
Informeller Abendspaziergang in den Bädern
Vormittags
findet die übliche zweistündige Konferenz der kaiserlichen und der französischen
Bevöllmächtigten auf dem Rathaus statt. Gegen Abend finden sich zahlreiche
Diplomaten unter der Linde beim Hinterhof ein. Hier, in den Gartenanlagen
westlich des grossen Badgasthofes, spazieren und diskutieren sie miteinander. Oben
in der Stadt wird verhandelt, hier in den Bädern geht es informeller zu und
her. Der Graf du Luc lässt sich derweil zum Gesandten Lothringens tragen und
stattet ihm seine Visite ab.
11.6.14
Es wimmelt von Gesandten
Wie
immer um neun Uhr vormittags ist auf dem Rathaus Konferenz. Weitere Gesandte
kommen in Baden an: von Darmstadt, von Württemberg, von Parma. Insgesamt nehmen
rund 80 Diplomaten am Kongress teil. Die Stadt platzt aus allen Nähten. Es gibt
guten Verdienst für solche, die etwas zu vermieten haben.
10.6.14
Grosses Bankett im Roten Turm
Heute
Sonntag lässt der kaiserliche Bevollmächtigte von Seilern ein grossartiges
Bankett geben. Der französische Gesandte du Luc muss sich allerdings
entschuldigen lassen: Er leidet unter einem schmerzhaften Gichtanfall an seinen
Zehen (Podagra) und liegt im Bett. Aber sein Kollege de Saint-Contest, der
kaiserliche Bevollmächtigte Graf von Goëss mit seinem 15-jährigen Sohn, der
Legationssekretär Penterriedter sowie die Gesandten von Köln, Bayern und
Hessen-Kassel sind anwesend. Pagen, Bedienstete und Offiziere zu Hauf schwirren
umher. In barocker Manier wird die Tafel zweimal mit Platten voller Speisen
gefüllt, danach nochmals mit Konfekt.
9.6.14
Gespräche um Militärpensionen am Rand des Kongresses
Heute
ist die vierte Konferenz auf dem Rathaus. Wiederum erfährt die Öffentlichkeit
nicht, was da verhandelt wird. Dem Vernehmen nach halten die Kaiserlichen stur
an dem fest, was sie im Präliminarfrieden von Rastatt erreicht haben.
Landammann
Beat Jakob Zurlauben von Zug (54) kommt mit einer Delegation und zwölf Pferden
in Baden an. Er ist Militärunternehmer im Dienste Frankreichs und Spaniens und
will mit dem französischen Bevollmächtigten du Luc über finanzielle Dinge in
diesem Zusammenhang sprechen. Wie andere erhofft er sich, am Kongress in bilateralen
Gesprächen eigene Interessen verfolgen zu können.
8.6.14
Die dritte Konferenz
Um
neun Uhr wird auf dem Rathaus wiederum Konferenz gehalten. Die Gespräche finden
bilateral zwischen den Kaiserlichen und den Franzosen statt. Diese hören die
Vertreter der Drittstaaten nur separat an. Zusammenkünfte aller Diplomaten sind nicht
vorgesehen. Die Verhandlungen finden in Französisch und hinter geschlossenen
Türen statt. Die Badener Bevölkerung erfährt nichts von ihrem Inhalt.
7.6.14
Die Bagage von Saint-Contest in 74 Wagen
Von
neun bis elf Uhr halten die vier Bevollmächtigten und ihre Legationssekretäre
die zweite Konferenz auf dem Rathaus ab. Um zehn Uhr geht der kaiserliche
Kabinettskurier per Postkutsche nach Wien ab.
Der
Dompropst legt bei den kaiserlichen Bevollmächtigten im Namen des Fürstbischofs
von Basel das Kompliment ab. Und abends kommt die Bagage des Seigneur de
Saint-Contest an. Sie umfasst 74 Wagen, dazu über 50 Pferde und Bedienstete.
6.6.14
Der Badener Rat begrüsst die Bevollmächtigten
Weitere
Gesandte kommen an: zwei Komture des Deutschen Ordens sowie der Dompropst des Fürstbistums
Basel.
Nachmittags
begrüssen die Behörden der Stadt Baden ihre Gäste. Sie werden angeführt von den
beiden Herren Schultheissen, Johann Ulrich Dorer (66) und Kaspar Ludwig
Schnorff (72). Vier Abgeordnete des Kleinen Rats (des Stadtrats) begleiten sie
zu den kaiserlichen und französischen Gesandten.
5.6.14
Der erste Konferenztag
Heute
beginnt der Friedenskongress ganz offiziell. Um neun Uhr treten die vier
Bevollmächtigten des Kaisers und des französischen Königs samt ihren
Legationssekretären im Rathaus zusammen. Die drei in der Grafschaft Baden
regierenden Stände Zürich, Bern und Glarus haben für den Kongress die sogenannte
Eidgenossenstube, den Tagsatzungssaal, mit grünem Tuch tapezieren lassen. Die
erste Konferenz dauert zwei Stunden und ist von Formalien geprägt. Die beiden
Delegationen legen gegenseitig ihre Komplimente ab und weisen ihre Vollmachten
vor. Nach der Konferenz wohnen die Kaiserlichen in der Stadtpfarrkirche, die
Franzosen aber in der Kirche des Kapuzinerklosters der heiligen Messe bei.
Der
Sohn des französischen Bevollmächtigten du Luc reist ab, um sich in Paris
zu verheiraten. Gleichzeitig trifft Madame de Saint-Contest, die Frau des
anderen französischen Gesandten, ein. Ihr Mann lässt ihr und ihrem Gefolge vier
Sänften entgegenschicken.
Die Offiziellen der Grafschaft Baden legen bei beiden Hauptdelegationen
ihre Höflichkeitsvisite ab:seine Hochwürden der Abt von Wettingen, Franz Baumgartner
(62), und der Landvogt in Baden, der Berner Hieronymus Thormann (56), begleitet
vom Landschreiber der Grafschaft Baden und dem Untervogt.
4.6.14
Zürich und Bern schicken eine Wachtmannschaft
Der
kaiserliche Bevollmächtigte Graf von Goëss erstattet heute mit allen seinen
Offizieren, Pagen und Lakaien den beiden französischen Gesandten die
Gegenvisite. Danach tafeln sie gemeinsam im Bernerhaus. Im Anschluss daran
überreichen die beiden Abordnungen einander die Verhandlungsvollmachten des
Kaisers beziehungsweise des französischen Königs in beglaubigten Kopien. Morgen
beginnen die Verhandlungen.
Gegen
Abend kommen 40 Mann zürcherischer und bernischer Truppen in Baden an. Sie
werden im Parterre des Rathauses einquartiert, wo sie die Wache für die
Konferenzen übernehmen werden.
Ferner
trifft heute mit der Postkutsche der Gesandte von Hessen-Kassel ein.
3.6.14
Eine inoffizielle Unterredung der Offiziellen
Es
ist Sonntag. Wieder speist Graf von Goëss bei Graf von Seilern im Roten Turm. Auch
andere vornehme Gäste sind zugegen.
Nach
der Tafel, gegen vier Uhr nachmittags, empfangen die kaiserlichen
Bevollmächtigten die beiden französischen Gesandten du Luc und de Saint-Contest.
Diese sind von 27 Offizieren und gegen 40 Bediensteten sowie etlichen Pagen in
Livré begleitet. Damit treffen erstmals die vier Hauptbevollmächtigten zusammen.
Sie begrüssen einander an der Treppe des Roten Turms mit grosser Höflichkeit
und freundschaftlichen Gesten. Du Luc und von Goëss stellen bei dieser
Gelegenheit den anderen Gesandten ihre Herren Söhne vor. Darauf begeben sich die
vier Bevollmächtigten zu einer Unterredung ins Audienzzimmer des Roten Turms. Nach
drei Viertelstunden kehren die Franzosen in ihre Logements zurück.
2.6.14
Erste Gespräche innerhalb der Delegationen
Der
französische Bevollmächtigte de Saint-Contest lässt sich heute im Tragsessel
vom Paradies zum Roten Turm bringen, um dort Graf von Seilern seine Gegenvisite
abzustatten. Er ist von allen seinen Offiziere und Bediensteten begleitet. Nach
einer halben Stunde ist das Treffen beendet. De Saint-Contest besucht noch kurz
die Gesandten von Köln, Savoyen, Lothringen und Bayern, die ihm bereits ihre Aufwartung
gemacht haben, zur Gegenvisite. Danach lässt er sich ins Paradies zurücktragen.
Die
beiden kaiserlichen Bevollmächtigten essen heute im Roten Turm gemeinsam zu
Mittag. Anwesend sind auch der Sohn von Graf von Goëss, Anton Oswald (15), der
lothringische Gesandte und der kaiserliche Legationssekretär Penterriedter (36).
Dabei werden wohl Gespräche über die Vorgehensweise bei den kommenden
Verhandlungen geführt.
1.6.14
Freundliche Visiten und Gegenvisiten allerseits
Gegen
Abend besucht Graf von Seilern den französischen Bevollmächtigten de Saint-Contest
im Haus zum Paradies und heisst ihn in der Kongressstadt willkommen.
Um
20 Uhr trifft seine Exzellenz Graf von Goëss (47) mit einigen Offizieren und
Dienern von Waldshut her in Baden ein. Seine Bagage und einige von seinen
Leuten sind schon hier. Sein Sohn Anton Oswald (15) ist kurz vor ihm in Baden
angekommen. Gleich beim Bezug des Quartiers im Gasthof zum Wilden Mann wird
Graf von Goëss von seinem Kollegen Graf von Seilern willkommen geheissen.
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