30.6.14

Keine Lust zum Spazieren

Wiederum treffen sich die vier Hauptbevollmächtigten mit ihren Geheimsekretären um neun Uhr auf dem Rathaus, wonach um elf Uhr die Kaiserlichen in der Stadtkirche der heiligen Messe beiwohnen. Abends um sieben fahren die Damen Saint-Contest und Bergomi sowie der Prince dʼAuvergne in zwei Karrossen in die Bäder. Die kaiserlichen Exzellenzen von Goëss und von Seilern folgen zu Fuss, bleiben aber nur etwa eine halbe Stunde. Kommt beim Spazieren kein echtes Gespräch zustande oder ist schlechtes Wetter?

29.6.14

Der neue Wagen wiederum von den Frauen verschmäht

Heute Freitag ist das Fest der Heiligen Petrus und Paulus und deswegen keine Konferenz. Von Goëss feiert seinen Namenstag und lädt die Hauptbevollmächtigten und den gestern eingetroffenen Abbé Henri-Oswald (43), Prince d’Auvergne, den Dompropst zu Strassburg, zum Mittagessen ein.
Es scheint, als wollten die Damen einfach nicht in von Seilerns neuen Wagen einsteigen: Bei der abendlichen Spazierfahrt sitzen sie – Saint-Contest, Martinville und Bergomi – alle in du Lucs Kutsche, während von Seilern im eigenen, fast leeren Wagen hinterher fährt. Beide Kutschen sind mit je sechs Rappen bespannt.

Wiederum sind zwei Gesandte angekommen: der Botschafter des Bistums Speyer und der schwedische Gesandte. Letzterer ist einer der wenigen Diplomaten, die nicht in der Stadt, sondern in den knapp einen Kilometer entfernten Grossen Bädern logieren: Georg Bernhard Freiherr von Engelbrecht (56) stammt aus dem schwedisch-vorpommerschen Greifswald und nimmt im Hinterhof Quartier.

28.6.14

Von Seilerns neuer Wagen bleibt leer

Neben der üblichen Morgenkonferenz ist heute wenig los. Abends verfügt sich Saint-Contest mit seinem ganzen Hofstaat nach den Grossen Bädern, von Goëss und von Seilern kommen mit ihrem Gefolge nach. Mit du Lucs Wagen, bespannt mit sechs Rappen, lassen sich Madame de Saint-Contest und Madame de Bergomi, die Frau des Botschafters von Modena, ebenfalls in die Bäder hinunterfahren. Von Seilern hat seinen neuen Wagen auch angeboten, aber die Damen haben ihn beim Hinunter- und ebenso beim Hinauffahren einfach stehen lassen.

27.6.14

Neues Terrain zum Spazieren erkundet

Im Anschluss an die übliche Konferenz auf dem Rathaus ist wiederum eine Reihe von Botschaftern deutscher Kleinstaaten bei von Seilern zur Tafel eingeladen. Nachmittags macht der Weihbischof von Basel bei den kaiserlichen Bevollmächtigten seinen diplomatischen Antrittsbesuch.

Abends nach sieben Uhr vergnügen sich die Hauptfiguren des Kongresslebens an einem neuen Ort: auf einer Wiese zwischen dem Kapuzinerkloster und der Limmat, im Gebiet Pfaffechappe. Die vier hohen kaiserlichen und königlichen Bevollmächtigten sind dabei, Madame de Saint-Contest und Madame de Martinville, die beiden kurfürstlichen Gesandten von Köln und Bayern, der lothringische Gesandte und der Gesandte des Deutschen Ordens, der bereits betagte Freiherr von Falckenstein (84).

26.6.14

Der neue Wagen bleibt in der Garage

Nach der Konferenz lädt Saint-Contest die vier Hauptbevollmächtigten zu Tisch. Auf den Abend ist eine Spazierfahrt angesagt. Von Seilern würde zu gern seinen neuen Wagen den französischen Damen vorführen und hat ihn schon anspannen lassen. Doch die Spazierfahrt wird aus unbekannten Gründen abgesagt.

Der Weihbischof und Domdekan des Domstifts Basel trifft als Gesandter in Baden ein. Er nimmt im Pfarrhaus Quartier.

25.6.14

Der Stifter der Nepomuk-Statue auf Kurzvisite

Nach Konferenz und Messe lädt von Seilern heute eine sehr gemischte Gesellschaft zu Tisch: den Gesandten von Hessen-Kassel, einen Jesuit aus Strassburg, den in wenigen Tagen abtretenden Landvogt Hieronymus Thormann und den Badener Schultheissen Kaspar Ludwig Schnorff.

Franz Ehrenreich Graf von Trauttmansdorff (52), der langjährige kaiserliche Botschafter bei der eidgenössischen Tagsatzung, kommt von Waldshut her in Baden an, und zwar auf dem Wasserweg. Bei der Linde hinter dem Hinterhof, wo abends jeweils spaziert wird, legt er an. Von Seilern lässt ihn in einer mit sechs Rappen bespannten Kutsche dort abholen. Von Trauttmansdorff isst bei von Goëss zu Mittag. Gegen Abend fährt er wieder zu Wasser nach Waldshut ab. Trauttmansdorff ist der Stadt Baden sehr verbunden: Er hat ihr 1707 die Sandsteinstatue des Heiligen Nepomuk geschenkt, die bei der hölzernen Brücke aufgestellt ist.

24.6.14

Köstliche Düfte rund um den Cordulaplatz

Am heutigen Sonntag, dem Festtag Johannes des Täufers, ist keine Konferenz. Mittags lädt der französische Bevollmächtigte Saint-Contest zu einem herrlichen Mittagsmahl: 14 Speisen werden in den Kochlokalitäten zubereitet, die rund um das «Paradies», die Residenz des Franzosen, eingerichtet worden sind. Im Festsaal schwelgen die Gesandten von Köln, Bayern, Lothringen und Hessen-Darmstadt neben weiteren Personen aus ihrem Gefolge von eins bis fünf Uhr.
Der Gesandte von Lothringen hat einige Badener als Bedienstete angestellt. Sie dürfen heute erstmals die neue, mit Silberschnüren reichlich besetzte Dieneruniform anziehen.

Ein weiterer Gesandter trifft ein: Graf von Bergomi, Gesandter von Modena. Mit seiner Ehefrau bezieht er das Haus zum Babylonischen Turm an der Rathausgasse, direkt neben dem Roten Turm.

23.6.14

Alles deutet auf einen guten Verlauf hin

Aus dem Fortgang der Konferenz schliesst der Beobachter, dass alles seinen guten Fortgang nimmt. Welche Informationen oder Gerüchte stehen ihm hierzu wohl zur Verfügung?
Wiederum kommt ein Gesandter an: Der Baron von Wansoule, Domherr in Lüttich und Botschafter seines Domstifts nimmt Quartier im «Löwen», an der Ecke von Weiter Gasse und Rathausgasse.

22.6.14

Im Kongresstrott: Konferenz, heilige Messe, dann das leibliche Vergnügen

Alles verläuft in normalen Bahnen: Um neun ist Konferenz auf dem Rathaus, danach nehmen die Kaiserlichen in der Stadtkirche an der Messe teil, wie fast jeden Tag.

Zu Mittag essen bei von Seilern der Gesandte der Kurfürsten von Trier, der Botschafter der Republik Genua und ein ungenannter Jesuit. Auch in den anderen Residenzen werden Gäste zu Tisch gewesen sein.

21.6.14

Der betagte Abt von Einsiedeln zu Besuch

Um neun ist wieder Konferenz auf dem Rathaus. Der Abt von Einsiedeln ist heute zu Besuch. Er macht den kaiserlichen und französischen Botschaftern nacheinander die Visite. Maurus von Roll stammt aus solothurnischem Patriziat und ist der Erbauer der neuen Klosteranlage von Einsiedeln. 1702 hat er seinen Konvent beschliessen lassen, den Bau der gewaltigen Anlage zu wagen. Nun ist sie zu zwei Dritteln fertig. Mit dem Kirchenbau ist allerdings noch nicht begonnen worden.

Von Roll (61) ist zwar gleich alt wie du Luc, aber bei weitaus schlechterer Gesundheit. Es werden seine letzten Lebenswochen sein; am 29. August 1714 wird er das Zeitliche segnen. Graf von Seilern trägt dem hohen Alter seines Gasts Rechnung, indem er den Abt nicht zwei Stiegen hinaufsteigen lässt, sondern ihn bereits oberhalb der ersten empfängt.

20.6.14

Die Post als tagesfüllendes Ereignis

Wiederum ist Mittwoch, und die Konferenz fällt aus, weil die Gesandtschaften ihre Herren per Post informieren müssen. Die Expedition der Post ist ein Ereignis. Der kölnische Geandte, so erfährt man, hat einen Kurier nach Valenciennes abgeschickt. Wie sollen wir das deuten? Und überhaupt: Warum weiss das der Badener Tagebuchschreiber?

19.6.14

Saint-Contest verkatert?

Nicht der Geburtstag feiernde du Luc hat gestern über die Stränge geschlagen, nein, Saint-Contest ist heute unpässlich. Die Konferenz ist deshalb heute abgesagt. Von Goëss und von Seilern nutzen die Zeit, in der Kapuzinerkirche der Messe beizuwohnen. Nachdem die Kaiserlichen immer in der Stadtkirche die Messe besucht haben und die Franzosen bei den Herren Kapuzinern, kann das als Akt der Annäherung verstanden werden.

Nachmittags um drei lassen sich die Damen de Saint-Contest und Martinville zu ihrer Exzellenz von Goëss und danach zu von Seilern tragen, denen sie eine Visite geben.

18.6.14

Geburtstagsfeier mit Apéro riche im Stadttheater

Von der üblichen Konferenz um neun auf dem Rathaus will ich nicht berichten, weiss eh nichts darüber. Heute erfährt die Stadt, dass du Luc Geburtstag hat. Und wie er das feiert! Zu Mittag ist die Crème de la Crème bei ihm zum Mahl eingeladen, und nach der Tafel, um fünf Uhr, begibt sich die hohe Gesellschaft, zusammen mit anderen Gesandten, ins Schützenhaus auf der Schanze vor dem Bruggertor – man wird den Ort später Theaterplatz nennen, weil das Schützenhaus gleichzeitig das Stadttheater ist. Eine Komödie lässt du Luc hier aufführen, und jedermann darf gratis zuschauen. Fremde köstliche Weine, Kaffee und Tee und andere Getränke stehen für die Gäste bereit. Ein «Apéro riche» quasi. Und der erste seiner Art in der Bäderstadt, könnte man vermuten.

17.6.14

Im Kräutergarten wird Kurköln restituiert

Heute Sonntag bewirtet der Gesandte des Kurfürsten von Köln, Baron Karg, in seinem Logement im Schwarzen Bären neben dem Stadtturm alle vier Spitzenbotschafter. Madame de Saint-Contest und Madame de Martinville lassen sich in zwei Tragsesseln vom Paradies herüberbringen. Die Mahlzeit fängt um 12 Uhr an und dauert bis gegen 17 Uhr. Der kölnische Botschafter hat allen Grund, die Bevollmächtigten gut zu behandeln: Es geht um nichts weniger als die Wiedererlangung aller Rechte des Kurfürsten von Köln.

Das Kapuzinerkloster, wo anfänglich nur die Franzosen zur Messe gingen und im Garten lustwandelten, mausert sich zum Ort gemeinsamer informeller Gespräche: Nach der schweren Mahlzeit wandeln die vier kaiserlichen und französischen Ambassadoren im Kapuzinergarten und halten eine lange geheime Unterredung. Wird hier Kurkölns Schicksal besiegelt?

16.6.14

Im Tragsessel zum Rathaus

Die Vorbesprechung der Delegationen um acht Uhr wird offenbar zur Regel. Und die Tragsessel werden wieder hervorgeholt: Du Luc geht so seinen Gichtschmerzen aus dem Weg, und Saint-Contest findet Gefallen an den beiden kostbaren Tragsesseln, die seine Frau mitgebracht hat: inwendig mit breiten Goldborten verziert, aussen reichlich vergoldet und mit kostbaren Malereien versehen. Man munkelt, diese Tragsessel hätten dem Dauphin und Madame la Dauphine gedient und seien nach dem Ableben ihrer königlichen Majestät dem Seigneur de Saint-Contest geschenkt worden, um bei dieser Gesandtschaft verwendet zu werden.

15.6.14

Mischen sich nun die Frauen ein?

Am Vorabend im Kapuzinergarten müssen geheime Sachen diskutiert worden sein. Schon um acht Uhr morgens besprechen sich die Kaiserlichen und die Franzosen getrennt unter sich, bevor sie um neun mit der Gegenpartei auf dem Rathaus zusammentreffen.
Wollen Sie noch wissen, wer mit wem zu Mittag isst? Wir erfahren das ohnehin nur von den Kaiserlichen; das französische Speisezimmer bleibt dem Tagebuchschreiber wie so oft verborgen.
Von Seilern besucht abends um sechs die gestern angekommene Madame de Saint-Contest. Danach fahren Seilern und der Seigneur de Saint-Contest in die Bäder. Zwei Damen folgen den Botschaftern in separater Kutsche, und bis gegen neun Uhr unterhält man sich in den Bädern unter der Linde. Ist das reiner Smalltalk oder muss man davon ausgehen, dass nun die Damen einen gewissen Einfluss auf die Friedensgespräche nehmen?

Es kommt zum späten Diner bei du Luc. Erst um 23 Uhr geht es für die Kaiserlichen nach Hause. Französische Offiziere begleiten sie, und zwölf Lakaien leuchten mit Windlichtern durch die stockdunkle Stadt – wie aufmerksam vom Gastgeber!

14.6.14

Verhandlungen geheim, Repräsentation öffentlich

Über die Verhandlungen erfährt die Öffentlichkeit nichts. Heute sind die hohen Herren Bevollmächtigten morgens das sechste Mal zu Gesprächen im Rathaus. Aus der relativ guten Harmonie und dem unausgesetzten Fleiss der Botschafter kann man nur schliessen, dass der Friede auf gutem Weg ist.

Was sonst passiert in Baden, das ist darauf angelegt, öffentlich bekannt zu werden: der Pomp, mit dem heute Graf von Goëss verschiedene neu eingetroffene Botschafter zur Mittagstafel einlädt. Der Aufwand, mit dem Offiziere, Bedienstete, Pferde und Kutschen der ankommenden Frau des Seigneur de Saint-Contest entgegengeschickt werden. Die Nachmittagsvisite von du Luc bei von Goëss. Und schliesslich der erste gemeinsame Abendspaziergang der kaiserlichen und französischen Botschafter im Garten des Kapuzinerklosters!

13.6.14

Die Post hat Priorität

Heute Mittwoch finden keine Verhandlungen auf dem Rathaus statt. Als Grund wird angegeben, die deutsche Delegation habe sich um die Berichterstattung an den Kaiser kümmern müssen. Die kaiserliche Post ist denn auch heute nach Wien abgegangen.

Allerorten finden Höflichkeitsbesuche, Gespräche und offizielle Essen statt. Heute etwa war bei Graf von Seilern der Propst des Klosters Wettingen nebst anderen Herren zu Mittag.


12.6.14

Informeller Abendspaziergang in den Bädern

Vormittags findet die übliche zweistündige Konferenz der kaiserlichen und der französischen Bevöllmächtigten auf dem Rathaus statt. Gegen Abend finden sich zahlreiche Diplomaten unter der Linde beim Hinterhof ein. Hier, in den Gartenanlagen westlich des grossen Badgasthofes, spazieren und diskutieren sie miteinander. Oben in der Stadt wird verhandelt, hier in den Bädern geht es informeller zu und her. Der Graf du Luc lässt sich derweil zum Gesandten Lothringens tragen und stattet ihm seine Visite ab.

11.6.14

Es wimmelt von Gesandten

Wie immer um neun Uhr vormittags ist auf dem Rathaus Konferenz. Weitere Gesandte kommen in Baden an: von Darmstadt, von Württemberg, von Parma. Insgesamt nehmen rund 80 Diplomaten am Kongress teil. Die Stadt platzt aus allen Nähten. Es gibt guten Verdienst für solche, die etwas zu vermieten haben.

10.6.14

Grosses Bankett im Roten Turm

Heute Sonntag lässt der kaiserliche Bevollmächtigte von Seilern ein grossartiges Bankett geben. Der französische Gesandte du Luc muss sich allerdings entschuldigen lassen: Er leidet unter einem schmerzhaften Gichtanfall an seinen Zehen (Podagra) und liegt im Bett. Aber sein Kollege de Saint-Contest, der kaiserliche Bevollmächtigte Graf von Goëss mit seinem 15-jährigen Sohn, der Legationssekretär Penterriedter sowie die Gesandten von Köln, Bayern und Hessen-Kassel sind anwesend. Pagen, Bedienstete und Offiziere zu Hauf schwirren umher. In barocker Manier wird die Tafel zweimal mit Platten voller Speisen gefüllt, danach nochmals mit Konfekt.

9.6.14

Gespräche um Militärpensionen am Rand des Kongresses

Heute ist die vierte Konferenz auf dem Rathaus. Wiederum erfährt die Öffentlichkeit nicht, was da verhandelt wird. Dem Vernehmen nach halten die Kaiserlichen stur an dem fest, was sie im Präliminarfrieden von Rastatt erreicht haben.

Landammann Beat Jakob Zurlauben von Zug (54) kommt mit einer Delegation und zwölf Pferden in Baden an. Er ist Militärunternehmer im Dienste Frankreichs und Spaniens und will mit dem französischen Bevollmächtigten du Luc über finanzielle Dinge in diesem Zusammenhang sprechen. Wie andere erhofft er sich, am Kongress in bilateralen Gesprächen eigene Interessen verfolgen zu können.

8.6.14

Die dritte Konferenz

Um neun Uhr wird auf dem Rathaus wiederum Konferenz gehalten. Die Gespräche finden bilateral zwischen den Kaiserlichen und den Franzosen statt. Diese hören die Vertreter der Drittstaaten nur separat an. Zusammenkünfte aller Diplomaten sind nicht vorgesehen. Die Verhandlungen finden in Französisch und hinter geschlossenen Türen statt. Die Badener Bevölkerung erfährt nichts von ihrem Inhalt.

7.6.14

Die Bagage von Saint-Contest in 74 Wagen

Von neun bis elf Uhr halten die vier Bevollmächtigten und ihre Legationssekretäre die zweite Konferenz auf dem Rathaus ab. Um zehn Uhr geht der kaiserliche Kabinettskurier per Postkutsche nach Wien ab.


Der Dompropst legt bei den kaiserlichen Bevollmächtigten im Namen des Fürstbischofs von Basel das Kompliment ab. Und abends kommt die Bagage des Seigneur de Saint-Contest an. Sie umfasst 74 Wagen, dazu über 50 Pferde und Bedienstete.

6.6.14

Der Badener Rat begrüsst die Bevollmächtigten

Weitere Gesandte kommen an: zwei Komture des Deutschen Ordens sowie der Dompropst des Fürstbistums Basel.


Nachmittags begrüssen die Behörden der Stadt Baden ihre Gäste. Sie werden angeführt von den beiden Herren Schultheissen, Johann Ulrich Dorer (66) und Kaspar Ludwig Schnorff (72). Vier Abgeordnete des Kleinen Rats (des Stadtrats) begleiten sie zu den kaiserlichen und französischen Gesandten.

5.6.14

Der erste Konferenztag

Heute beginnt der Friedenskongress ganz offiziell. Um neun Uhr treten die vier Bevollmächtigten des Kaisers und des französischen Königs samt ihren Legationssekretären im Rathaus zusammen. Die drei in der Grafschaft Baden regierenden Stände Zürich, Bern und Glarus haben für den Kongress die sogenannte Eidgenossenstube, den Tagsatzungssaal, mit grünem Tuch tapezieren lassen. Die erste Konferenz dauert zwei Stunden und ist von Formalien geprägt. Die beiden Delegationen legen gegenseitig ihre Komplimente ab und weisen ihre Vollmachten vor. Nach der Konferenz wohnen die Kaiserlichen in der Stadtpfarrkirche, die Franzosen aber in der Kirche des Kapuzinerklosters der heiligen Messe bei.

Der Sohn des französischen Bevollmächtigten du Luc reist ab, um sich in Paris zu verheiraten. Gleichzeitig trifft Madame de Saint-Contest, die Frau des anderen französischen Gesandten, ein. Ihr Mann lässt ihr und ihrem Gefolge vier Sänften entgegenschicken.

Die Offiziellen der Grafschaft Baden legen bei beiden Hauptdelegationen ihre Höflichkeitsvisite ab:seine Hochwürden der Abt von Wettingen, Franz Baumgartner (62), und der Landvogt in Baden, der Berner Hieronymus Thormann (56), begleitet vom Landschreiber der Grafschaft Baden und dem Untervogt.

4.6.14

Zürich und Bern schicken eine Wachtmannschaft

Der kaiserliche Bevollmächtigte Graf von Goëss erstattet heute mit allen seinen Offizieren, Pagen und Lakaien den beiden französischen Gesandten die Gegenvisite. Danach tafeln sie gemeinsam im Bernerhaus. Im Anschluss daran überreichen die beiden Abordnungen einander die Verhandlungsvollmachten des Kaisers beziehungsweise des französischen Königs in beglaubigten Kopien. Morgen beginnen die Verhandlungen.

Gegen Abend kommen 40 Mann zürcherischer und bernischer Truppen in Baden an. Sie werden im Parterre des Rathauses einquartiert, wo sie die Wache für die Konferenzen übernehmen werden.

Ferner trifft heute mit der Postkutsche der Gesandte von Hessen-Kassel ein.

3.6.14

Eine inoffizielle Unterredung der Offiziellen

Es ist Sonntag. Wieder speist Graf von Goëss bei Graf von Seilern im Roten Turm. Auch andere vornehme Gäste sind zugegen.

Nach der Tafel, gegen vier Uhr nachmittags, empfangen die kaiserlichen Bevollmächtigten die beiden französischen Gesandten du Luc und de Saint-Contest. Diese sind von 27 Offizieren und gegen 40 Bediensteten sowie etlichen Pagen in Livré begleitet. Damit treffen erstmals die vier Hauptbevollmächtigten zusammen. Sie begrüssen einander an der Treppe des Roten Turms mit grosser Höflichkeit und freundschaftlichen Gesten. Du Luc und von Goëss stellen bei dieser Gelegenheit den anderen Gesandten ihre Herren Söhne vor. Darauf begeben sich die vier Bevollmächtigten zu einer Unterredung ins Audienzzimmer des Roten Turms. Nach drei Viertelstunden kehren die Franzosen in ihre Logements zurück.

2.6.14

Erste Gespräche innerhalb der Delegationen

Der französische Bevollmächtigte de Saint-Contest lässt sich heute im Tragsessel vom Paradies zum Roten Turm bringen, um dort Graf von Seilern seine Gegenvisite abzustatten. Er ist von allen seinen Offiziere und Bediensteten begleitet. Nach einer halben Stunde ist das Treffen beendet. De Saint-Contest besucht noch kurz die Gesandten von Köln, Savoyen, Lothringen und Bayern, die ihm bereits ihre Aufwartung gemacht haben, zur Gegenvisite. Danach lässt er sich ins Paradies zurücktragen.

Die beiden kaiserlichen Bevollmächtigten essen heute im Roten Turm gemeinsam zu Mittag. Anwesend sind auch der Sohn von Graf von Goëss, Anton Oswald (15), der lothringische Gesandte und der kaiserliche Legationssekretär Penterriedter (36). Dabei werden wohl Gespräche über die Vorgehensweise bei den kommenden Verhandlungen geführt.

1.6.14

Freundliche Visiten und Gegenvisiten allerseits

Gegen Abend besucht Graf von Seilern den französischen Bevollmächtigten de Saint-Contest im Haus zum Paradies und heisst ihn in der Kongressstadt willkommen.

Um 20 Uhr trifft seine Exzellenz Graf von Goëss (47) mit einigen Offizieren und Dienern von Waldshut her in Baden ein. Seine Bagage und einige von seinen Leuten sind schon hier. Sein Sohn Anton Oswald (15) ist kurz vor ihm in Baden angekommen. Gleich beim Bezug des Quartiers im Gasthof zum Wilden Mann wird Graf von Goëss von seinem Kollegen Graf von Seilern willkommen geheissen.